7 mal läuten
7 mal läuten war unser Kennzeichen. Martha wusste dann, dass ich vor der Türe stand. Warum Martha wissen musste, dass ich vor der Türe stand, war nicht aus ihr herauszukriegen. Sie sei ein Kontrollfreak, sagte sie, und liebe keine Überraschungen. Das klang nach Ausrede. Aber wer konnte dieser Frau schon etwas abschlagen?!
Sie wusste dann auch, dass Donnerstag war. Ich kam nur am Donnerstag. 7 mal?! So ein Blödsinn. 3 mal würde doch auch genügen. Genügt nicht, hatte Martha gesagt, 3 mal läutet bald einer. Ich wollte natürlich sofort wissen, wer bei Martha 3 mal läuten würde. Na irgendwer, der Postbote, der Rauchfangkehrer, die Nachbarin, was weiß ich, bekam ich zur Antwort. Ungeduldige Menschen läuten einfach öfter.
Ich läutete also 7 mal und Martha öffnete, legte noch in der Türe stehend rasch ihre Schürze ab und begrüßte mich liebevoll. „Das Essen ist fertig“, sagte sie, und legte ihren Rock ab. Sie führte mich in die Küche und legte ihre Bluse ab. Martha lächelte, „Ich möchte mir beim Essen keinen Fleck machen. „Ich auch nicht“, sagte ich, und legte Hose und Sakko ab.
Martha legte Wert auf eine gewisse Förmlichkeit. Ich sage nur so viel: das Essen ist leider (oder besser Gottseidank) kalt geworden.
Eine Woche später irrte ich mich im Tag und kam schon am Mittwoch. Mein Schritt stockte, als ich vor Marthas Türe einen eleganten Herrn stehen sah, der soeben die Hand nach der Klingel ausstreckte. Ich zählte mit. Er klingelte 6 mal. Ich trat hinter einen Mauervorsprung, behielt aber die Tür im Auge. Martha öffnete, nestelte an ihrem Rock und sagte, „Ich bin gleich soweit, aber ich möchte mir keinen Fleck machen.“
Ich suchte Marthas Haus auch an den nächsten Tagen auf und zeigte mich nicht. Es gab den 3-mal-Klingler, den 4- und 5-mal-Klingler und mich. Ich musste jetzt ernsthaft überlegen, ob ich meine Donnerstag-Besuche aufrecht halten sollte. Aber – wie ich schon sagte – man kann dieser Frau nichts abschlagen. Und meine Frau hatte sich an meine Donnerstag-Herrenabende schon so gewöhnt.
Berthold Bierbauer
Berthold Bierbauer war seinen Klassenkameraden für die Erfindung seines Spitznamens sehr dankbar. Es musste sein, denn ein zweiter Berthold in der Klasse, ein Berchtold und sogar ein Beat hießen alle Bertl. So wurde aus Berthold Bierbauer BE-BI. Doch Berthold Bierbauer wurde zum Jugendlichen und war noch immer Be-Bi. Berthold Bierbauer verliebte sich in ein Mädchen. In einen blonden Mädchentraum namens Carina. „Ich bin der Berti“, sagte Berthold Bierbauer. Im nächsten Moment schallte ein vielstimmiges „Be-Bi“ über den Schulhof mit der Aufforderung zum Fußballspiel. „Be-Bi?“ rümpfte Carina das entzückende Näschen und wandte sich einem Bertl zu. Keine Lust zum Fußball, ließ Be-Bi seine Klassenkameraden wissen und marschierte mit gesenktem Kopf in die Klasse zurück. Er war traurig und er musste nachdenken.
Wie wird Berthold Bierbauer sein Be-Bi loswerden?