Leseproben

Erzählungen, in denen es um Beziehungen, Gedanken und Begegnungen geht – zuweilen skurril, oft heiter, manche stimmen nachdenklich.

LESEPROBE „Die vielen Wesen in mir“

Miranda oder ein Loblied auf den Müßiggang (Auszug)
Miranda kroch in den Schatten und zog den Kopf ein, so dass nur noch ihre Nasenlöcher hervorschauten. Zwischen seinen gespreizten Beinen blickte Hugo unter die Bank, „schläfst Du schon wieder?“
„Tja, Churchill hielt auch immer sein Nachmittagsschläfchen. Und er war doch zweifellos ein Siegertyp!“
„Woher willst Du wissen, dass Churchill am Nachmittag geschlafen hat?“
„Tja, erstens kannte ich ihn und zweitens kann man das in seiner Biographie nachlesen.“
„Toll“, sagte Hugo, „Respekt! Dabei hatte der Mann noch Zeit einen Krieg und den Nobelpreis zu gewinnen.“
„Tja, er hat eben den Precuneus arbeiten lassen.“
„Den was?“
„Den Precuneus. Das ist quasi das Leerlaufnetzwerk im Gehirn. In Momenten der Langeweile arbeitet es ganz fleißig und stellt Assoziationen zu unseren Gedächtnisinhalten her. Ein echt durchgeknallter Vorgang.“
„Wow! Was Du alles weißt!“
„Tja, in über 250 Jahren sammelt sich einiges Wissen an.“
„Nur brächtest Du fast keinen Satz heraus ohne ein ‚tja’ voranzustellen.“ Daraufhin steckte Miranda ein klein wenig beleidigt auch noch die Nasenlöcher in ihren Panzer und schwieg. Hugo bedauerte sofort seinen letzten Satz. Dieses ‚tja’, versicherte er Miranda, wäre eine absolut liebenswerte Eigenschaft und es würde ihm etwas fehlen, wenn er es nicht hörte. Es sei ein Teil von Miranda, ebenso wie ihr Panzer und ihre Vorliebe für Häuptelsalat. Miranda antwortete nicht. Sie ließ Hugo ein wenig in seinem Schuldgefühl schmoren und er entschuldigte sich weiterhin wortreich.
Inzwischen spazierte hinter der Bank ein Junge an der Hand seiner Mutter vorbei. „Mama“, hörte Miranda den Jungen sagen, „schau da ist wieder der Mann, der mit seiner Schildkröte spricht.“
„Er ist verrückt“, sagte die Mutter und zog den Jungen weiter.

Weiterlesen in „DIE VIELEN WESEN IN MIR“ ISBN 978-3-902990-50-1
erhältlich bei Memoiren-Verlag Bauschke
www.memoiren-verlag.at
verlag.bauschke@aon.at


Gedichte und Prosa
wechseln einander ab.
Ungebundene Sprache oder rhythmisches Schreiben.
Das Vergnügen liegt in der Vielfalt.

LESEPROBE „Die Welt will getragen werden

Ein Gefühl
Im Lufthauch der Gefühle hat sich das Wort gedreht und gewendet.
Wie die Drachen im Herbst ließ der Wind es zum Himmel steigen.
Das Wort ist zu hoch geflogen und hat seine Kraft verschwendet.
Die Unempfindsamkeit begegnet dem Wort mit Schweigen.
Geschwächt ist die flammende Schrift am Verglimmen
und wär‘ doch so gern in Menschenherzen gedrungen.
Aber Herzen verstummen, die Köpfe sind wie von Sinnen.
Kriegerisch wird um Glaubenssätze und Grenzen gerungen.
Das Wort am Firmament ist nun vollends verblasst.
Es spiegelt sich nicht in der Menschengesichter Züge.
Es wird in dieser Welt zuviel gestritten, zuviel gehasst.
Das Wort ist unlesbar geworden – es hieß LIEBE!

Weiterlesen in „DIE WELT WILL GETRAGEN WERDEN“
ISBN 978-3-902990-97-6
erhältlich bei Memoiren-Verlag Bauschke
www.memoiren-verlag.at
verlag.bauschke@aon.at